Die US-Börsenaufsicht SEC hat neue Leitlinien zur Einstufung von Kryptowährungen veröffentlicht. Diese könnten weitreichende Folgen für Emittenten und Investoren haben. Erfahre hier, was Unternehmen jetzt dringend offenlegen müssen und welche Risiken drohen.
Die US-Börsenaufsicht SEC hat durch ihre Abteilung für Unternehmensfinanzen neue Richtlinien veröffentlicht, die aufzeigen, wie federale Wertpapiergesetze auf Kryptowährungen und andere digitale Assets angewandt werden könnten. Diese Leitlinien sind essenziell für Unternehmen, die Token emittieren oder handeln, da diese potenziell als Wertpapiere eingestuft werden könnten. Ziel ist es, mehr Klarheit in einem sich schnell entwickelnden Markt zu schaffen und spezifische Fragen von Marktteilnehmern auf Basis bestehender Offenlegungspflichten zu adressieren. Es handelt sich hierbei um Orientierungshilfen, keine rechtlich bindenden Vorschriften.
Unternehmen müssen detaillierte Informationen über ihre Geschäftsaktivitäten offenlegen. Dazu gehört eine präzise Beschreibung des Geschäftsmodells, der Funktionsweise der emittierten Token und der geplanten Einnahmequellen. Ebenso wichtig sind Angaben zur fortlaufenden Beteiligung am Netzwerk nach dessen Launch sowie technologische Details zur verwendeten Blockchain-Technologie. Dies umfasst den Konsensmechanismus (PoW/PoS), Blockgröße, Transaktionsgeschwindigkeit, Belohnungsmechanismen und Maßnahmen zur Netzwerksicherheit. Die Offenheit des Protokolls (Open-Source) ist ebenfalls anzugeben.
Die Stellungnahme soll „mehr Klarheit über die Anwendung der federalen Wertpapiergesetze auf Kryptowährungen“ schaffen und spezifische Fragen der Marktteilnehmer adressieren.
Besonderes Augenmerk legt die SEC auf die Darstellung relevanter Risiken. Emittenten müssen umfassend über Risiken wie die hohe Preisvolatilität der Token, potenzielle Netzwerk- und Cybersicherheitsrisiken sowie Custody-Risiken aufklären. Auch standardmäßige geschäftliche, betriebliche, rechtliche und regulatorische Risiken sind transparent zu machen. Gefordert wird zudem eine „materialmente vollständige Beschreibung“ des Wertpapiers, die Mechanismen für Ausschüttungen, Gewinnbeteiligungen und Stimmrechte einschließt und deren Durchsetzbarkeit erläutert.
Weitere Offenlegungspflichten umfassen die Modifizierbarkeit des Protokoll-Codes und wer dazu berechtigt ist. Ebenso müssen Informationen darüber bereitgestellt werden, ob die beteiligten Smart Contracts einer Sicherheitsprüfung durch Dritte unterzogen wurden. Angaben zur Token-Versorgung (Tokenomics), zur Ausgabe und zur Identifizierung der Führungskräfte und wichtiger Mitarbeiter sind ebenfalls unerlässlich, um ein vollständiges Bild für Investoren zu zeichnen und die Transparenz zu erhöhen.
Zur Bestimmung, ob eine Kryptowährung als Wertpapier gilt, nutzt die SEC den etablierten Howey-Test. Dieser prüft, ob eine Investition in ein gemeinsames Unternehmen mit der Erwartung eines Gewinns vorliegt, der hauptsächlich durch die Bemühungen anderer erzielt wird. Erfüllt ein Token diese Kriterien eines Investmentvertrags, unterliegt der Emittent den strengen Registrierungsanforderungen, umfassenden Offenlegungspflichten und den Antifraubestimmungen der Wertpapiergesetze. Die korrekte Klassifizierung ist daher entscheidend.
Die SEC intensiviert ihre Bemühungen im Kryptobereich, was sich in einer Rekordzahl von Enforcement-Aktionen im Jahr 2023 zeigt (46 Aktionen). Anklagen gegen Börsen wie Bittrex und Beaxy wegen Betriebs als unregistrierte Wertpapierbörsen unterstreichen dies. Die Behörde arbeitet zudem eng mit der CFTC (zuständig für Commodities wie Bitcoin) und FinCEN (AML/KYC) zusammen. Die Crypto Task Force unter Hester Peirce soll dabei helfen, einen klareren regulatorischen Rahmen zu schaffen.
Branchenexperten wie der Commercial Litigator Joe Carlasare begrüßen die SEC-Stellungnahme als Schritt zu klarerer regulatorischer Führung. Er betont, dass die Einhaltung der Richtlinien Unternehmen helfen kann, sich bei Regulierungsbehörden günstiger zu positionieren. Die proaktive Offenlegung und Transparenz demonstrieren die Glaubwürdigkeit und das Engagement eines Unternehmens für Compliance, was im aktuellen Umfeld von zunehmender regulatorischer Prüfung von entscheidender Bedeutung ist.