Die steuerfreie Zeit für Krypto-Gewinne in der Ukraine neigt sich dem Ende zu. Ein neuer Gesetzentwurf sieht eine 18%ige Einkommenssteuer vor, möglicherweise ergänzt um eine Militärabgabe. Dieser Schritt zur EU-Angleichung sorgt für intensive Debatten.
Die Ukraine hat mit dem „On Virtual Assets“-Gesetz vom März 2022 Kryptowährungen zwar legalisiert, spezifische steuerliche Regelungen fehlten jedoch bisher. Dieser erste Schritt schuf einen rechtlichen Rahmen, ließ aber die Frage der Besteuerung von Gewinnen offen. Ein neuer Gesetzentwurf soll diese Lücke nun schließen und eine klare steuerliche Behandlung für Gewinne aus Krypto-Transaktionen einführen. Damit endet die Ära der steuerfreien Krypto-Gewinne und das Land nähert sich internationalen Standards an, was für alle Marktteilnehmer von entscheidender Bedeutung ist.
Der Kern des Gesetzentwurfs ist die Einführung einer 18%igen Einkommenssteuer auf Gewinne aus Krypto-Transaktionen. Dies umfasst Erträge aus Trading, Mining, Staking und sogar Airdrops. Zusätzlich könnte eine 5%ige Militärabgabe erhoben werden, was die Gesamtsteuerlast auf potenziell 23% erhöht. Diese Regelungen sollen sowohl für private Anleger als auch für im Kryptobereich tätige Unternehmen gelten. Private Investoren müssen ihre Fiatgewinne aus Krypto in der Jahressteuererklärung angeben und versteuern.
Ein zentrales Motiv für die neue Gesetzgebung ist die Angleichung an EU-Regulierungsstandards, insbesondere an die MiCA-Verordnung (Markets in Crypto-Assets). MiCA zielt auf verstärkten Verbraucherschutz und die Gewährleistung finanzieller Stabilität ab. Die ukrainischen Regulierungsbehörden, einschließlich der Zentralbank, fordern daher erweiterte Befugnisse zur Überwachung des Sektors. Künftig müssten alle Krypto-Börsen und Broker eine Lizenz beantragen, um ihre Tätigkeit legal ausüben zu können, was die Markttransparenz erhöhen soll.
„Ein Steuersatz von 18% oder gar 23% könnte Investoren abschrecken und zu einer Massenflucht von Verbrauchern und Kryptounternehmen aus der Ukraine führen.“ – Taras Kozak, Investmentgruppe „UNIVER“
Die Reaktionen innerhalb der ukrainischen Krypto-Community sind gespalten. Während einige die Notwendigkeit einer klaren Regulierung und Besteuerung anerkennen, äußern andere erhebliche Bedenken. Branchenvertreter wie Mykhailo Chobanyan von der Krypto-Börse Kuna mahnen zur Vorsicht bei der Ausgestaltung der Regeln. Insbesondere der potenziell hohe Steuersatz von bis zu 23% wird kritisch gesehen. Experten wie Taras Kozak warnen vor einer möglichen Kapital- und Unternehmensflucht, sollte das regulatorische Umfeld als zu restriktiv empfunden werden.
Trotz der Risiken sehen Befürworter auch erhebliche wirtschaftliche Chancen. Eine Analyse von Global Ledger prognostiziert potenzielle Steuereinnahmen von bis zu 202 Millionen US-Dollar, basierend auf den CEX-Gewinnen der Jahre 2021-2024. Diese Mittel könnten maßgeblich zur Finanzierung des Staatshaushalts, insbesondere für militärische und soziale Zwecke, beitragen. Langfristig erhofft man sich durch die Regulierung eine gestärkte Finanzstabilität und verbesserten Verbraucherschutz, was die Attraktivität des ukrainischen Marktes trotz der Steuerlast erhöhen könnte.
Die Ukraine steht somit vor einer wegweisenden Entscheidung. Die geplante 18%ige Steuer (plus möglicher Militärabgabe) markiert das Ende der steuerfreien Krypto-Ära und einen Schritt hin zur internationalen Konformität. Es gilt, einen schmalen Grat zu beschreiten: Einerseits müssen Regulierung und Fiskalinteressen bedient werden, andererseits darf der innovative Krypto-Sektor nicht durch übermäßige Belastung abgewürgt werden. Die finalen Details des Gesetzes werden entscheidend für die Zukunft der Krypto-Industrie im Land sein.