Virgil Griffith, ehemaliger Ethereum-Entwickler, ist nach jahrelanger Haft frei. Seine Reise nach Nordkorea und die darauffolgende Verurteilung wegen Sanktionsverletzung warfen brisante Fragen auf. Nun beginnt ein neues Kapitel, doch strenge Auflagen und Exportbeschränkungen bleiben.
Virgil Griffith, einst zentraler Entwickler bei der Ethereum Foundation, geriet ins Visier der US-Behörden nach einer Reise nach Nordkorea im April 2019. Dort hielt er auf einer Konferenz einen Vortrag darüber, wie Blockchain-Technologie zur Umgehung von Sanktionen und Geldwäsche genutzt werden könne. Diese Präsentation, betitelt „Blockchains for Peace“, wurde ihm als Versuch ausgelegt, einem sanktionierten Regime technisches Wissen zur Verfügung zu stellen, was sieben Monate später zu seiner Verhaftung führte.
Die Anklage lautete auf Verschwörung zur Verletzung des International Emergency Economic Powers Act (IEEPA). Dieses Gesetz ermächtigt die US-Regierung, wirtschaftliche Transaktionen mit als feindlich eingestuften Staaten zu untersagen. Obwohl Griffith die Vorwürfe zunächst bestritt, bekannte er sich im September 2021 im Rahmen eines Plea-Deals schuldig. Dies führte im April 2022 zu einer Verurteilung zu 63 Monaten Haft und einer Geldstrafe von 100.000 US-Dollar, eine Strafe, die deutlich unter der maximal möglichen Haftzeit von 20 Jahren lag.
Griffiths Anwalt Alexander Urbelis nannte den Tag der Entlassung einen ‚freudigen Tag‚ und betonte die Erleichterung nach dem langen Rechtsstreit.
Seine Haftzeit verbrachte Griffith überwiegend in Niedrigsicherheitsgefängnissen wie FCI Milan und FCI Allenwood Low. Seine Anwälte setzten sich währenddessen intensiv für eine Strafminderung ein. Im Juli 2024 wurde seine Strafe durch Richter Kevin Castel tatsächlich auf 56 Monate reduziert. Als Gründe wurden sein Status als Ersttäter und die erschwerten Haftbedingungen angeführt. Diese Reduzierung ebnete den Weg für seine vorzeitige Entlassung im April 2025, nach fast fünf Jahren hinter Gittern.
Am 9. April 2025 wurde Griffith entlassen und zunächst in ein Übergangsheim in Baltimore verlegt. Laut seinem Anwalt ist dies nur ein Zwischenschritt, das Ziel sei ein baldiger Übergang in den Hausarrest. Die genauen Bewährungsauflagen sind noch nicht öffentlich bekannt, es ist jedoch von mehreren Jahren strenger Überwachung auszugehen. Die vollständige Wiedereingliederung steht also noch unter Vorbehalt und hängt stark von der Erfüllung dieser Auflagen ab.
Eine der gravierendsten Konsequenzen seiner Verurteilung sind die vom US-Handelsministerium verhängten Exportbeschränkungen. Diese gelten bis 2032 und untersagen ihm jegliche direkte oder indirekte Beteiligung an Transaktionen, die den Export von US-Software oder -Technologie beinhalten. Dies stellt ein massives Hindernis für eine Rückkehr in die Kryptobranche, in der grenzüberschreitender Technologietransfer und Open-Source-Entwicklung zentral sind. Seine berufliche Zukunft bleibt damit höchst ungewiss.
Griffiths Anwälte verfolgen aktiv eine Begnadigung durch die Trump-Administration, ein Prozess, der laut Anwalt Urbelis bereits erhebliche Fortschritte gemacht habe. Sie zielen darauf ab, die als ungerecht empfundene Verfolgung zu revidieren. Unterstützung erhält Griffith auch aus der Krypto-Community; Ethereum-Mitgründer Vitalik Buterin setzte sich öffentlich für ihn ein. Viele argumentieren, Griffith habe lediglich öffentlich verfügbares Wissen geteilt, was unter die Meinungsfreiheit fallen sollte.
‚Der Fall Griffith dient als deutliche Mahnung an die Krypto-Community bezüglich der rechtlichen Fallstricke beim Umgang mit sanktionierten Entitäten und der Weitergabe von Technologie.‘
Die Entlassung von Virgil Griffith beendet zwar seine Haft, nicht aber die Debatte um sein Handeln. Der Fall beleuchtet eindrücklich die Grauzonen zwischen Open-Source-Ethos, dem freien Austausch von Wissen und den harten Realitäten der nationalen Sicherheit und internationalen Sanktionen. Für Akteure im Krypto-Space ist dies eine ernste Warnung: Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind komplex und die potenziellen Konsequenzen bei Verstößen, selbst wenn sie unbeabsichtigt erscheinen, können gravierend sein.