Ein einziger Tag an der Wall Street vernichtete mehr Wert als der gesamte Kryptomarkt umfasst. Während traditionelle Aktien unter Trumps Zollankündigungen litten, zeigte Bitcoin eine bemerkenswerte Stabilität. Ist dies ein Zeichen für eine neue Rolle digitaler Assets?
Ein beispielloser Schock erschütterte die Finanzwelt: An nur einem Tag überstiegen die Verluste am US-Aktienmarkt die gesamte Marktkapitalisierung des Kryptomarktes. Auslöser waren wachsende Sorgen über die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle. Am 4. April verloren die US-Märkte rund 3,25 Billionen US-Dollar, während der gesamte Kryptomarkt zu diesem Zeitpunkt auf etwa 2,68 Billionen US-Dollar taxiert wurde. Diese Diskrepanz verdeutlicht die massive Verunsicherung der Anleger angesichts der handelspolitischen Spannungen und deren potenziellen Auswirkungen.
Besonders hart traf es den Technologieindex Nasdaq 100, der mit einem Tagesverlust von 6% offiziell in einen Bärenmarkt eintrat – der größte Einbruch seit dem 16. März 2020. Laut dem Trading-Resource-Konto The Kobeissi Letter hat der Index seit dem 19. Februar kumuliert bereits 11 Billionen US-Dollar an Wert eingebüßt. Die Analyse des Kontos sieht die Wahrscheinlichkeit einer Rezession mittlerweile bei über 60%, was die angespannte Lage an den traditionellen Märkten unterstreicht.
Der Abverkauf zog sich quer durch alle Sektoren, wobei die sogenannten „Magnificent-7“-Aktien besonders litten. Angeführt wurde der Rückgang von Tesla, dessen Aktie um 10,42% fiel. Auch Schwergewichte wie Nvidia (-7,36%) und Apple (-7,29%) verzeichneten signifikante Verluste. Dies zeigt, dass selbst die Marktführer nicht immun gegen die makroökonomischen Turbulenzen und die neu entfachte handelspolitische Unsicherheit sind, was die systemische Natur des Ausverkaufs betont.
Direkter Auslöser für die Marktturbulenzen war die am 2. April von Präsident Trump unterzeichnete Exekutivverordnung. Diese sieht reziproke Zölle auf Handelspartner sowie eine Basisrate von 10% auf alle Importe vor, um die Zölle auszugleichen, die US-Waren im Ausland treffen. Diese aggressive Handelspolitik schürt Ängste vor einem globalen Handelskrieg und dessen gravierenden Folgen für die Weltwirtschaft, insbesondere die Gefahr einer tiefen Rezession.
Laut The Kobeissi Letter wäre es, wenn diese Zölle fortbestehen, ‚unmöglich, eine Rezession zu vermeiden‘.
Während die traditionellen Märkte unter Druck gerieten, zeigte der Kryptomarkt, allen voran Bitcoin, eine auffällige relative Stärke. Trotz der allgemeinen Panik und des Ausverkaufs an den Aktienmärkten hielt sich die Leitwährung vergleichsweise stabil. Crypto-Trader Plan Markus bemerkte treffend, dass Bitcoin stabil blieb, während der gesamte Aktienmarkt „abstürzt“. Diese Resilienz inmitten des Chaos überraschte viele Marktbeobachter und warf neue Fragen auf.
Die Stabilität von Bitcoin führte zu erneuten Diskussionen über dessen Rolle als potenzieller ’safe haven‘ in Krisenzeiten. Selbst bekannte Kritiker wie der Stock-Market-Kommentator Dividend Hero zeigten sich überrascht. Er bezeichnete die Tatsache, dass Bitcoin nicht im Gleichschritt mit den Aktien fiel, als „sehr interessant“. Diese Entwicklung stellt die gängige Annahme in Frage, dass Bitcoin lediglich ein Risiko-Asset sei, das in Krisen besonders stark leidet.
Auch Technical Trader Urkel unterstrich diese Beobachtung und merkte an, dass Bitcoin „scheinbar keine Notiz von den Zollkriegen und den einbrechenden Märkten“ nehme. Zum Zeitpunkt der Analyse notierte Bitcoin bei rund 83.749 US-Dollar und wies auf Wochensicht lediglich einen minimalen Verlust von 0,16% auf. Diese Entkopplung vom traditionellen Finanzsystem war in dieser Deutlichkeit bemerkenswert und stützt das Narrativ einer diversifizierenden Anlageklasse.
Die jüngsten Marktereignisse demonstrieren eindrücklich die unterschiedlichen Reaktionsmuster verschiedener Anlageklassen auf makroökonomische Schocks. Während der Aktienmarkt empfindlich auf Zollängste und Rezessionssorgen reagierte, bewies der Kryptomarkt, speziell Bitcoin, eine unerwartete Widerstandsfähigkeit. Dies nährt die Debatte über das Potenzial von Kryptowährungen als Absicherungsinstrument und unterstreicht die zunehmende Komplexität globaler Finanzströme.