APR bei Krypto: Bedeutung und Berechnung (Staking, Lending)

Im Krypto-Bereich locken passives Einkommen durch Staking und Lending. Zentral für die Bewertung der Rendite ist der APR (Annual Percentage Rate). Doch was sagt dieser Wert wirklich aus und wie unterscheidet er sich vom APY?

Der APR, auf Deutsch „effektiver Jahreszins“, ist eine standardisierte Kennzahl für die jährliche Rendite einer Investition oder die Kosten eines Kredits. Entscheidend ist: Der APR berücksichtigt keine Zinseszinseffekte. Er stellt die einfache, annualisierte Rendite dar. Stell dir vor, du legst 100 Euro traditionell an mit 5% APR. Nach einem Jahr erhältst du 5 Euro Zinsen. Im Krypto-Bereich wird der APR genutzt, um die potenzielle Rendite aus Aktivitäten wie Staking oder Lending anzugeben und dient als erster Vergleichswert zwischen verschiedenen Krypto-Angeboten.

Essenziell ist die Unterscheidung zwischen APR und APY (Annual Percentage Yield). Der APY, oft „effektiver Jahresertrag“ genannt, bezieht den Zinseszinseffekt mit ein. Warum ist das im Krypto-Space so relevant? Viele Protokolle, besonders im Bereich DeFi (Decentralized Finance), schütten Belohnungen sehr häufig aus – teils täglich. Werden diese Erträge reinvestiert, fangen sie selbst an, Zinsen zu generieren. Dies führt dazu, dass der APY bei häufiger Ausschüttung und Reinvestition stets höher ist als der reine APR.

Ein Beispiel verdeutlicht den Unterschied: Angenommen, du investierst 1.000 Euro. Bei 12% APR mit jährlicher Auszahlung erhältst du 120 Euro Zinsen (Gesamt: 1.120 Euro). Bei einem *nominellen* Satz von 12% APR, aber monatlicher Gutschrift und Wiederanlage (Zinseszins), entspricht dies 1% pro Monat. Dein Kapital wächst jeden Monat durch die Zinsen an. Nach einem Jahr hättest du etwa 1.126,83 Euro. Der tatsächliche Ertrag (APY) liegt hier bei ca. 12,68%, also deutlich über dem reinen APR.

Für den Vergleich von Renditen, bei denen Zinseszinsen eine Rolle spielen, ist der APY oft der aussagekräftigere Wert. Der APR bleibt jedoch eine wichtige Basisinformation.

Beim Krypto-Staking schließt du Coins ein, um am Proof-of-Stake Konsensmechanismus teilzunehmen und das Netzwerk zu sichern. Dafür erhältst du Belohnungen. Der angegebene Staking-APR repräsentiert die erwartete Jahresrendite auf dein eingesetztes Kapital, meist aus Inflation und Transaktionsgebühren. Beträgt der APR 10%, würdest du bei 1.000 gestakten Token 100 Token als Belohnung erwarten, sofern kein Zinseszins (Auto-Compounding) greift. Die tatsächliche Rendite (APY) kann bei automatischer Wiederanlage der Rewards höher ausfallen.

Im Bereich Crypto Lending bezeichnet der APR die jährliche Zinsrate, die du als Kreditgeber auf verliehene Assets verdienst, oder die jährlichen Kosten, die du als Kreditnehmer zahlst – jeweils vor Zinseszinseffekten. Verleihst du 1 BTC bei 4% APR, erwartest du 0,04 BTC Zinsen pro Jahr (ohne Compounding). Leihst du Assets im Wert von 5.000 USD bei 6% APR, zahlst du 300 USD Zinsen jährlich. Angebot und Nachfrage sind hier die wichtigsten Treiber für die Höhe des APR.

Es ist entscheidend zu verstehen, dass APRs im Krypto-Bereich, speziell in DeFi, oft variabel sind und sich schnell ändern können. Der angezeigte Wert ist keine Garantie. Zudem bildet der APR keinerlei Risiken ab – weder Smart Contract Risiken, Slashing beim Staking noch die hohe Preisvolatilität der Assets. Eine hohe APR bedeutet nicht automatisch einen sicheren Gewinn. Dennoch ist der APR eine wichtige Grundlage zum initialen Vergleich und für das Verständnis des APY, erfordert aber eine erweiterte Betrachtung.