Nach einem massiven Hackerangriff hat die indische Krypto-Börse WazirX vom High Court of Singapore eine Chance zur Restrukturierung erhalten. Ein bemerkenswerter Schritt, der den Nutzern Hoffnung gibt, einen Großteil ihrer verlorenen Mittel zurückzuerhalten.
Stellt euch vor, eure Krypto-Assets sind plötzlich weg, ein Hackerangriff hat zugeschlagen. Genau das erlebte die indische Krypto-Börse WazirX im Juli 2024. Das berüchtigte nordkoreanische Kollektiv Lazarus Group wird für diesen spektakulären Hack verantwortlich gemacht, bei dem Kryptowährungen im Wert von rund 235 Millionen US-Dollar entwendet wurden. Ein herber Schlag für die Plattform und vor allem für ihre Nutzer.
Der Angriff war massiv: Über 100 Millionen US-Dollar in SHIB und 52 Millionen US-Dollar in ETH wurden gestohlen. In den folgenden Wochen versuchten die Hacker, die gestohlenen Mittel weiter zu verschleiern.
Als direkte Konsequenz schränkte WazirX die Abhebungen ein, was bei den Nutzern für großen Unmut sorgte. Ihr Zugriff auf die verbleibenden Mittel war stark limitiert, während WazirX versuchte, die rechtlichen und technischen Folgen des Hacks zu bewältigen. Diese Phase war extrem unsicher für alle Beteiligten.
Um dieser schwierigen Lage Herr zu werden, beantragte WazirX beim High Court of Singapore ein Moratorium. Dieses wurde im September 2024 genehmigt und gab der Börse vier Monate Zeit, einen Restrukturierungsplan zu erarbeiten und die gestohlenen Mittel teilweise zurückzuzahlen.
Die Bedingungen für das Moratorium waren streng: Veröffentlichung von Wallet-Adressen, Beantwortung von Nutzeranfragen vor Gericht, Offenlegung von Finanzinformationen und unabhängige Überwachung zukünftiger Abstimmungen. Transparenz war gefordert.
Das High Court of Singapore hat nun am 23. Januar 2025 dem Restrukturierungsplan von WazirX zugestimmt. Eine signifikante Entscheidung, die eine Rückzahlung von bis zu 80% des Kontostandes an die Nutzer ermöglicht. Das ist deutlich mehr als die ursprünglich erwarteten 55-57%.
Ein zentrales Element des Plans ist die anstehende Nutzerabstimmung innerhalb der nächsten drei Monate. Bei Zustimmung wird WazirX beginnen, die verfügbaren Assets zu verteilen, basierend auf den Ansprüchen der Nutzer, was auch Gewinne aus einem potenziellen Bullenmarkt einschließen kann.
Das Gericht entschied sich bewusst gegen eine Liquidation, um eine schnelle und faire Verteilung der Mittel zu ermöglichen. Der Schutz der Nutzerinteressen stand im Vordergrund, ein wichtiger Präzedenzfall für den Umgang mit gehackten Plattformen.
Interessant sind auch die breiteren regulatorischen Entwicklungen. Die Aufhebung der US-Sanktionen gegen Tornado Cash durch ein US-Bezirksgericht zeigt, dass die rechtliche Behandlung von Krypto-Privacy-Protokollen noch lange nicht geklärt ist, obwohl Tornado Cash von der Lazarus Group für Geldwäsche genutzt wurde. Diese rechtlichen Kämpfe sind wegweisend.
Um die Frist in Singapur zu erfüllen, plant WazirX den Umzug ihrer Krypto-Operationen nach Panama. Dies könnte Teil einer größeren Strategie sein, um sich in einem sich ständig ändernden regulatorischen Umfeld neu zu positionieren und die Stabilität der Plattform langfristig zu sichern.